Ziel der Kompetenzlückenanalyse ist es, festzustellen, inwieweit die erworbenen Fähigkeiten der Doktorand*innen den Anforderungen und Bedürfnissen der Arbeitgeber*innen im Bereich der Biowissenschaften entsprechen. Um Antworten auf diese Frage zu finden, wurde eine Online-Umfrage unter den PhD-Studierenden durchgeführt. Außerdem wurden in einer Reihe von halbstrukturierten Tiefeninterviews Arbeitgeber*innen von PhD-Absolvent*innen im außeruniversitären Umfeld, Doktorand*innen, die im biowissenschaftlichen Sektor arbeiten, sowie weitere Interessengruppen befragt.

DIE PERSPEKTIVE DER DOKTORAND*INNEN

Die Umfrage wurde an Doktorand*innen der Slowakischen Akademie der Wissenschaften, der Comenius-Universität in Bratislava, der Slowakischen Technischen Universität in Bratislava und der Universität Wien ausgeschickt und erhielt einen Rücklauf von 230 Antworten. Sie lieferte aussagekräftige Ergebnisse darüber, wie die Doktorand*innen ihre eigenen Fähigkeiten und im Speziellen jene, die für eine Karriere in Privatunternehmen mit biowissenschaftlichem Forschungsschwerpunkt relevant sind, bewerten. Wissenstransfer und Kommerzialisierung, Projektmanagement, die Vermittlung von Forschungsergebnissen an verschiedene Zielgruppen, Kreativität, innovatives Denken und soziale Kompetenz werden von PhDs als vergleichsweise wichtiger für die private Forschung und Entwicklung angesehen, als jene Fähigkeiten, die während des Doktoratsstudiums vermittelt wurden. Das deutet auch darauf hin, dass dies die Fähigkeiten sind, die nach Ansicht der PhDs am ehesten für eine erfolgreiche Karriere in einem privatwirtschaftlichen Unternehmen mit forschungsintensiver Ausrichtung weiterentwickelt werden sollten.

Weitere interessante Ergebnisse:

  • 49,2 % der Befragten (sowohl Männer als auch Frauen) haben definitiv oder wahrscheinlich vor, eine Beschäftigung außerhalb der Wissenschaft zu finden. 40,9 % planen definitiv oder wahrscheinlich eine Beschäftigung in der Wissenschaft und 10 % waren sich in Bezug auf ihre Pläne nicht sicher.
  • Der Druck, Forschungsergebnisse zu veröffentlichen oder zu präsentieren, der Druck, finanzielle Mittel zu erhalten oder Einkommen zu lukrieren sowie niedrige Gehälter wurden als die am wenigsten attraktiven Aspekte einer Karriere in der Wissenschaft angesehen.
  • Die Vorteile einer Karriere in der Privatwirtschaft werden vor allem im Bereich des (höheren) Gehalts und der beruflichen Aufstiegsmöglichkeit gesehen.
  • Wandel und Innovation voranzutreiben, Unabhängigkeit und Kreativität sowie das intellektuelle Abenteuer werden als Hauptvorteile erkannt, die in Zusammenhang mit der Gründung eines eigenen Unternehmens im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) bzw. eines Start-Ups stehen.
  • Die meisten PhDs sehen die Nachteile bei der Gründung eines eigenen F&E-Unternehmens/Start-Ups darin, dass sie ein breites Spektrum an rechtlichen Bestimmungen zu beachten haben. Außerdem werden unsichere Arbeitsplätze, lange Arbeitszeiten und der Druck, ein Kontaktnetz aufzubauen, negativ wahrgenommen. Auffallend ist hier, dass es keine nennenswerten Unterschiede in der Bewertung der Nachteile bei der Gründung eines eigenen F&E-Unternehmens/einer eigenen Firma zwischen den PhDs in Österreich und der Slowakei gibt.
  • Insgesamt deuten die Unterschiede zwischen den Antworten der österreichischen und slowakischen PhDs darauf hin, dass die Doktorand*innen in Österreich die akademische Laufbahn als weniger sicher und dynamisch, außerdem mit langen Arbeitszeiten verbunden, wahrnehmen. In der Slowakei hingegen wird diese Laufbahn als sicherer wahrgenommen, dafür wird diese mit einer weniger dynamischen und potenziell starren Arbeitsplatzkultur verbunden.

Weitere Informationen finden Sie im Umfragebericht

DIE PERSPEKTIVE DER ARBEITGEBER*INNEN

34 Vertreter*innen von Unternehmen und PhDs, die in diesen Unternehmen arbeiteten, wurden befragt. Die Interviewten stammten aus Unternehmen unterschiedlicher Tätigkeitsbereiche (Pharmazeutika, Diagnostika, Gesundheitsanwendungen und -geräte, Umwelt und Landwirtschaft, Beratung usw.) und unterschiedlicher Größe. Sie wurden in unterschiedlichen Positionen eingesetzt (Forscher*innen, F&E-Manager*innen, Berater*innen, Vorstandsmitglieder, Eigentümer*innen usw.).

Einige wesentliche Ergebnisse:

  • PhDs werden meist für forschungsbezogene Positionen angeheuert. Dennoch wurden Promovierte in den meisten Unternehmen, die in den Interviews erfasst wurden, auf allen Ebenen eingesetzt: z. B. in regulatorischen Angelegenheiten, im Bereich der Pharmakovigilanz, in der Qualitätssicherung, im medizinischen Bereich, in Marketing und Vertrieb, aber auch als Projekt- und F&E-Manager*innen, als Mitglieder des Vorstands und sogar als CEOs.
  • Auf die Frage nach ihren Erfahrungen mit dem Übergang von der akademischen Welt in die Privatwirtschaft verwiesen die Promovierten häufig auf die unterschiedliche Dynamik und die interne Struktur der privatwirtschaftlichen Einrichtungen. PhDs müssten lernen, Prioritäten bei den Aufgaben zu setzen, ihre Zeit effizienter einzuteilen und ihre eigene Rolle innerhalb des Teams zu verstehen.
  • Als die von den Arbeitgeber*innen am häufigsten als fehlend wahrgenommenen Kompetenzen der PhDs wurden genannt: praktische Fähigkeiten wie Projektmanagement, Grundkenntnisse im Finanzwesen und/oder rechtliche Fragen (Patentrecht, Regeln für die Zulassung von Arzneimitteln, Industrienormen wie ISO usw.).
  • Außerdem wurde von Seiten der Arbeitgeber*innen die Bedeutung von Soft Skills wie Teamfähigkeit betont. Ebenso sollten die klare Vermittlung wissenschaftlicher oder fachlicher Kenntnisse und Präsentationstechniken erlernt worden sein. Des Weiteren wurde die Wichtigkeit der Fähigkeiten betont, mit Menschen unterschiedlichen Hintergrunds zu arbeiten und den eigenen Arbeitsablauf selbständig zu beherrschen (Selbstmanagement).

Weitere Informationen finden Sie in der Interviews Zusammenfassung